Jane Marsh

Jane Marsh

Veröffentlicht: Juni 05, 2024  •  5 Min. Lesezeit

Was ist grüne Architektur, und warum ist sie für nachhaltiges Wohnen unverzichtbar?

Die gebaute Umwelt hinterlässt einen immensen CO2-Fußabdruck und ist für einen erheblichen Teil des weltweiten Energie- und Wasserverbrauchs sowie der globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Da Umwelt- und Zukunftsbewusstsein gesellschaftlich eine immer nrößere Rolle spielen, kann grüne Architektur der Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft für Gebäude wie auch Menschen sein.

Was ist grüne Architektur?

Die Bezeichnung „grüne Architektur“ oder „nachhaltige Architektur“ bezieht sich auf Gebäude, die ein gesundes Wohn- und Lebensumfeld bieten und gleichzeitig negative Auswirkungen auf die Umwelt reduzieren sollen. Bei diesem Design- und Baukonzept stehen ökologische Verantwortung, Ressourceneffizienz und das Wohlbefinden der Bewohner im Mittelpunkt. Es zielt darauf ab, die negativen Auswirkungen von Gebäuden auf die natürliche Umgebung zu verringern und dabei umweltfreundliche Praktiken sowie einen gesunden Energieverbrauch fördern. Als Grundlage hierfür dienen Technologien wie Real-Time-Rendering-Lösungen.

 

Enscape-CAD-Combined-05 - MediumGleichzeitiges Planen und Visualisieren mit Enscape

Sichtbare Vorteile der grünen Architektur

Das Konzept der grünen Architektur fordert Architekten heraus, mithilfe von Technologielösungen innovative Strukturen mit minimalen Auswirkungen auf das Ökosystem zu schaffen. Daraus ergeben sich zahlreiche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf eine nachhaltige Wohn- und Lebensweise. 

1. Ökologische Vorteile 

Fast 40 % der CO2-Emissionen in den USA entfallen auf bestehende Wohn und Gewerbegebäude. Beim Neubau werden im hohem Maße natürliche Ressourcen wie Holz, Stein, Metall und Wasser verbraucht, was die Umwelt zusätzlich belastet. 


Umweltfreundliche Gebäude verbrauchen weniger Energie, bestehen aus nachhaltigen Materialien und verursachen deutlich weniger Abfall. Diese Strukturen können sogar positive Nettoauswirkungen auf die Umwelt haben, indem sie ihren eigenen Strom erzeugen und Wasserreserven anreichern. Gebäude mit LEED-Zertifizierung erzeugen 50 % weniger Treibhausgasemissionen als konventionelle Gebäude.

2. Wirtschaftlichkeit

Bei umweltfreundlichen Gebäuden können die Wartungskosten 20 % geringer ausfallen als bei traditionellen Strukturen. Durch Investitionen in die ökologische Sanierung oder Nachrüstung von Gebäuden lassen sich die typischerweise anfallenden Betriebskosten um bis zu 10 % jährlich reduzieren. Diese Einsparungen ergeben sich aus der Verringerung der Abfallmenge sowie aus der höheren Energieeffizienz und Haltbarkeit. 

3. Wertsteigerung 

Da nachhaltiges Wohnen immer stärker nachgefragt wird, erzielen umweltfreundliche Gebäude einen 16 % höheren Wiederverkaufswert als herkömmliche Strukturen. Zudem weisen sie höhere Belegungs- oder Vermietungsquoten auf, und dank der höheren Mietzinseinnahmen amortisieren sich die kostenintensiveren Anfangsinvestitionen der Eigentümer in umweltfreundliche Elemente bei Bauprojekten. 

4. Höhere Lebensqualität für Bewohner 

Die Umsetzung nachhaltiger Baupraktiken wirkt sich positiv auf die Luft- und Wasserqualität und dadurch auch auf die Gesundheit und allgemeine Zufriedenheit der Bewohner aus. In umweltfreundlichen Gewerbegebäuden kann eine gute Innenausstattung zur Steigerung der Mitarbeiterproduktivität beitragen, da die Beschäftigten sich besser auf ihre Aufgaben konzentrieren können. 

5. Optisch ansprechend

Grüne Architektur zeichnet sich typischerweise durch ein großzügiges Erscheinungsbild aus und stellt somit einen willkommenen Kontrast zum Einheitsgrau der Gebäude dar, die in den meisten modernen Städten anzutreffen sind. Einige nachhaltige Immobilien können sogar natürliche „grüne“ Akzente setzen, beispielsweise durch Wände aus Pflanzen und Ranken, die über den Rand ragen und dem Gebäude so eine frischere Ästhetik verleihen.

Ein höherer Bestand an Pflanzen in Innen- und Außenbereich eines Gebäudes kann auch eine schnellere Genesung fördern. So haben Untersuchungen ergeben, dass Krankenhäuser mit grüner Infrastruktur die Genesungszeit um 15 % beschleunigen und die Sekundärinfektionsrate um 11 % senken können.

 

Green architecture example with vegetation and external buildlingGrüne Akzente mit Pflanzen-Assets

Die Rolle von Real-Time Rendering in der grünen Architektur

Real-Time-Rendering-Lösungen haben einen entscheidenden Wandel in der Architektur bewirkt, denn sie ermöglichen den Architekten, ihre Designs mit lebendigem Realismus und Interaktivität zu gestalten, zu visualisieren und zu präsentieren. Mit diesen fotorealistischen Visualisierungen können die Stakeholder noch vor der Grundsteinlegung wertvolle Einblicke in die nachhaltigen Funktionen, Merkmale und Vorteile eines Projekts erhalten.

Im Folgenden stelle ich Ihnen vier gängige Methoden vor, mit denen sich grüne Architektur durch Real-Time Rendering in 3D leichter umsetzen lässt:

Energieanalysen

Mit Real-Time Rendering können Architekten die Energiebilanz eines Gebäudes transparent machen und dadurch Chancen für mehr Effizienz erkennen. Beispielsweise veranschaulicht ein Renderingstil mit Lichtintensität anhand einer Heatmap, wie viel Licht auf eine Oberfläche trifft.

Sie können auch die Integration eines Systems aus erneuerbaren Energien in das Gebäudedesign simulieren – etwa mit Solarzellen und Windkraftanlagen – und so die Leistung des Gebäudes im Hinblick auf eine bessere CO2-Bilanz messen.

Materialauswahl

Mit Real-Time Rendering in 3D können Architekten verschiedene Materialoptionen für den Bau erkunden und deren Umweltauswirkungen bewerten. Auf dieser Basis können sie fundierte Entscheidungen über Auswahl an Ressourcen und Isolierungen treffen, die mit den Zielen des nachhaltigen Designs im Einklang stehen.

 

Material-Library-example-in-EnscapeEntdecken Sie Materialoptionen in der Enscape-Material-Library

Tageslichtstudien

Anhand von Real-Time Rendering können Architekten visualisieren, wie sich der Sonnenstandswinkel auf die natürliche Beleuchtung des Gebäudes auswirkt. Daraufhin können sie Anpassungen vornehmen, damit die die Vorzüge des Tageslichts ideal zum Tragen kommen. So können sie zum Beispiel die Gebäudeausrichtung, den Schatten und die Platzierung der Fenster analysieren, damit so viel Tageslicht wie möglich in das Gebäude fällt und der Energieverbrauch künstlicher Lichtquellen minimiert wird.

Virtuelle Walk-Throughs

Mithilfe von Architekturvisualisierungen können Designer ihren Kunden und der Öffentlichkeit die umweltfreundlichen Merkmale eines Gebäudes besser vermitteln. Mit virtuellen Walk-Throughs können sich die Stakeholder ein konkretes Bild davon machen, wie verschiedene Designiterationen die Nachhaltigkeit und Energieeffizienz des Gebäudes beeinflussen. Zudem helfen 3D-Visualisierungen, der Öffentlichkeit die Bedeutung nachhaltiger Designs und umweltfreundlicher Praktiken in der Architektur näherzubringen.

Technologien in umweltfreundlichen Gebäuden und nachhaltigem Bauwesen

Bei grüner Architektur kommen zahlreiche umweltfreundliche Elemente und Technologien zum Einsatz, darunter:

  • Erneuerbare Energiequellen: Solarzellen und Geothermieanlagen tragen zu einer sauberen Energieversorgung von Gebäuden bei. Mit diesen erneuerbaren Energien können Haushalte zudem jährlich bis zu 2.500 USD einsparen.
  • Dachbegrünung: Grüne Dächer sind ganz oder teilweise mit Pflanzen bedeckt und sorgen so für bessere Isolierung, weniger Lärm und höhere Luftqualität. Außerdem helfen grüne Dächer, den Regenwasserabfluss zu verringern und somit Erosion und ein Überlaufen von Abwasserkanälen zu vermeiden.
  • Biomasseöfen und -kessel: In Heizanlagen auf Biomassebasis kommen biologische, nachhaltige Brennstoffquellen wie Holzpellets und organische Substanzen zum Einsatz. Neben der Reduzierung des CO2-Ausstoßes können Biomasseöfen jährliche Steuergutschriften von bis zu 22 % einbringen.
  • Elektrochromes Glas: Wird in Fenstern, Türen und Oberlichtern intelligentes Glas auf Elektrochrombasis eingesetzt, kann sich der Energiebedarf eines Gebäudes um 20 % reduzieren. Damit gehört elektrochromes Glas zu den führenden Innovationen im Sinne einer grünen Architektur.
  • Wassereffiziente Technologien: Dazu zählen Systeme und Methoden, mit denen Wasser gespart und Abfall minimiert wird. Beispiele für den Einsatz wassereffizienter Technologien sind Regenwasserauffangsysteme, duale Sanitärarmaturen und die Wiederverwendung von Grauwasser.

Da der weltweite Markt für umweltfreundliche Gebäude im Jahr 2032 voraussichtlich ein Volumen von über 1,3 Billionen USD erreichen wird, ist es nur eine Frage der Zeit, bis nachhaltige Technologien und Techniken der Branchenstandard bei Neubauprojekten sind.

Beispiele für grüne Architektur

Umweltfreundliches Bauen erfreut sich weltweit immer größerer Beliebtheit. Eines der prominentesten Beispiele hierfür ist das höchste Gebäude Chinas, der Shanghai Tower. Das Gebäude ist zu 33 % mit Pflanzen bedeckt und erhielt dafür die prestigeträchtige LEED-Platinum-Zertifizierung.

Ein weiteres Beispiel ist 30 St Mary Axe, häufig The Gherkin genannt und der erste umweltfreundliche Wolkenkratzer Londons. Das futuristische Design des Gebäudes verringert den Windeinfluss, sorgt für maximale natürliche Belüftung und verbraucht nur halb so viel Energie wie ähnliche Hochhäuser.

 

Childsafe-Drone-approved.docx-1Bild vom ChildSafe's Harvey E. Najim Children and Family Center mit freundlicher Genehmigung von Overland Partners

Beim Design des Salado Creek Campus von ChildSafe wurde auf die Integration der Natur für einen besseren Heilungsprozess geachtet. Grüne Dächer, Heilgärten und natürliche Regengärten (Bioswales) bieten den Kindern ein parkartiges Ambiente.

Auch in der Entwicklung intelligenter Städte spielt nachhaltiges Design eine wichtige Rolle. Bei diesen Strukturen werden Real-Time-Rendering-Services genutzt, um den Einsatz umweltschonender Materialien zu simulieren, darunter Massiv- oder Brettsperrholz. Im Jahr 2023 wurden 64 Städte in 17 EU-Ländern für ein Programm zur Umstellung auf intelligentes Wohnen ausgewählt.

Ökologisches Bauen für eine nachhaltige Zukunft

Grüne Architektur trägt dazu bei, dass Gebäude klimaneutral werden und ihren Bewohnern eine sauberere und gesündere Umgebung bieten. Damit die Gebäude wirklich umweltfreundlich gebaut und versorgt werden können, ist die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure unverzichtbar. Architekten, Entwickler, Ingenieure und Bewohner müssen gemeinsam nachhaltige Praktiken für eine bessere Zukunft durchsetzen. 

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Jane Marsh
Jane Marsh

Jane ist Chefredakteurin von Environment.co, wo sie über Klimapolitik, Klimaneutralität, Biophilie und weitere Themen schreibt.